Gründung des Staates Pakistan

Während der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts waren die muslimische Führung und der Glaube in Auflösung begriffen. In der ersten Hälfte hatten Sikhs viele vormals von Muslimen regierte Gebiete durch Eroberung an sich gebracht. Dann übernahm Britische Militärgewalt, beflügelt von der Industriellen Revolution in England, die Macht. Das Indische Empire wurde geboren.

Eine der wichtigsten Funktionen des Verheißenen Messias, gemäß einer Prophezeiung des Heiligen Propheten Mohammed saw , war, den Glauben des Islams wiederzuerwecken und so erntete das erste Buch Ahmads auch großes Lob von Muslimen aus ganz Indien.

Nach meiner Meinung ist dieses Buch (Braheen-e-Ahmadiyya) angesichts der gegenwärtigen Verhältnisse einzigartig,

schrieb Maulvi Muhammad Hussain, ein bedeutender Islamischer Gelehrter, der später zu einem der erbittertsten Feinde des Verheißenen Messias werden sollte.

Die Muslime hatten zunächst die All-India Congress Party unterstützt, die Indiens Unabhängigkeit als eine geschlossene Nation anstrebte, aber von 1905 ab begannen sie Zweifel über ihre Zukunft in einem Staat zu hegen, in dem die Hindus eine Mehrheit von vier zu eins haben würden. Die Briten hatten eine starke zentrale Regierung etabliert mit einer einzigen Armee und einheitlicher Beamtenschaft, obwohl es viele auf dem gesamten Subkontinent verstreute, nominell unabhängige Staaten mit ihren eigenen Herrschern gab.

Den Kern aller britischen Politik für Indien bildete das geopolitische Konzept eines vereinigten Indien. Dies bedeutete jedoch nicht, dass administrative Effizienz geopfert werden sollte, und 1905 kündigte Lord Curzon, Vizekönig von Indien, an, dass Bengalen, einer sinnvollen Verwaltung entwachsen, in zwei neue Provinzen aufgeteilt werden würde, in Ost-Bengalen und in Assam. Die muslimische Landbevölkerung Ost-Bengalens glaubte, dass dies eine gute Idee wäre, aber die Hindus Bengalens widersetzten sich dieser Änderung mit allen Mitteln. Es war das erste klare Anzeichen, so ist gesagt worden, dass die politischen und wirtschaftlichen Interessen von Hindus und Muslimen einander diametral entgegengesetzt waren.

Ein Ergebnis davon war die Gründung der All India Muslim League in Dacca, ein Jahr später, 1906. Das Konzept des vereinigten Indien hatte begonnen, an seinem Rand auszufransen.

1911 gab der Vizekönig unter dem Druck der Hindus nach und die Teilung Bengalens in zwei Verwaltungseinheiten wurde annulliert. Die Entscheidung des Vizekönigs desillusionierte viele Muslime. Der Zwei-Nationen-Plan für Indien begann, Gestalt anzunehmen.

Die Ahmadiyya Bewegung befand sich in vorderster Linie muslimischer Aktivitäten. 1928, nachdem er den von einem Komitee der All-India Congress Party vorgelegten Verfassungsplan studiert hatte, beleuchtete der Zweite Kalif in einem „Die Muslimischen Rechte und der Nehru-Plan“ betitelten Buch die Gefahren, die dieser Plan für die Muslime beinhalten könnte.

Kurz zuvor hatte Maulana Muhammad Ali Jauhar, ein herausragender Muslim, der Ahmadiyya Bewegung ihrem Eintreten für einen unabhängigen Muslimstaat in Indien mit den Worten Tribut gezollt: „Es wäre undankbar, würden wir nicht ihn (den Zweiten Kalifen) und seine höchst disziplinierte Gemeinde erwähnen, die alle ihre Anstrengungen, ungeachtet doktrinärer Differenzen, in den Dienst des Wohlergehens der Muslime gestellt haben. Diese Männer nehmen einerseits aktiven Anteil an der Politik der Muslime, andererseits sind sie voller Tatkraft engagiert, Einheit, Organisation, Handel und die Innere Mission unter den Muslimen zu fördern. Die Zeit ist nicht weit, wo die Einstellung dieser organisierten Richtung im Islam Leitung für die Muslimische Nation im Ganzen bereitstellen wird und insbesondere für diejenigen Personen, die jetzt faul unter der Kuppel von „Bismillah“ hocken und lautstark aber hohl für sich in Anspruch nehmen, Dienst am Islam zu leisten. “

Der Zweite Kalif und die Ahmadiyya Bewegung spielten auch noch eine bedeutende Rolle bei der Sicherung der grundlegenden sozialen und politischen Rechte der Muslime von Kaschmir, die von einem autokratischen Hindu-Maharadscha regiert wurden.

Die herausragende Rolle , die der Bewegung bei der Schaffung Pakistans zufiel, war jedoch, Muhammad Ali Jinnah von der Notwendigkeit seiner Rückkehr nach Indien zu überzeugen, um dort für einen unabhängigen Islamischen Staat zu kämpfen. Enttäuscht von dem Schwinden der Einigkeit unter den Muslimen entschied sich Mr. Jinnah 1932 nach der dritten „Round Table Konferenz“, sich in London als Rechtsanwalt niederzulassen. Der Zweite Kalif, überzeugt davon, dass Jinnah der einzige Mensch sei, der über die politische Erfahrung und Fähigkeit verfüge, die Muslime zu führen, sagte A. R. Dard, dem Ahmadi Missionar in London, dass er unbedingt versuchen solle, Mr. Jinnah dazu zu überreden, nach Indien zurückzukehren.

Mr. Dard hatte schließlich Erfolg und in der Londoner Moschee wurde eine Gartenparty zu seiner Abreise veranstaltet, auf der Mr. Jinnah den 200 vornehmen Gästen bekanntgab, Mr. Dard habe ihn davon überzeugen können, dass er nach Indien zurückkehren müsse.

Die beredte Überzeugungskraft des Imams ließ mir keinen Ausweg,

sagte er.

Der Rest ist Geschichte, denn Mr. Jinnah kehrte nach Indien zurück und vollendete seinen Kampf für die politischen Rechte der dortigen Muslime. Am 23. März 1940 nahm die All India Muslim Liga unter der Präsidentschaft von Mr. Jinnah eine Entschließung zur zukünftigen verfassungsmäßigen Struktur Indiens an.

Pakistan wurde 1947 unter Muhammed Ali Jinnahs politischer Führung gegründet.

Der Kampf um Pakistan

Das Eintreten der Ahmadiyya Bewegung für einen Islamischen Staat wurde von der Regierung des Vizekönigs lückenlos überwacht. 1934 gab es im Punjab Unruhen in größerem Ausmaß, wobei Häuser von Ahmadis geplündert und gebrandschatzt wurden. Bis dahin hatte es nur sporadisch Ausschreitungen gegen einzelne Ahmadis gegeben, nie gegen die Gemeinde als Ganzes. Die Kampagne wurde von der Ahrar-Bewegung gesteuert, einer Anti-Ahmadi-Organisation.

Der Gouverneur des Punjab jedoch, Mr. Emerson, schob der Ahmadi Bewegung die Schuld in die Schuhe. Deren Auffassung, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben sei, war dem Indien-Ministerium zugegangen und machte in ihren Augen die Ahmadis nicht nur zu einer möglichen Gefahr für das Christentum und somit das Empire – sie könnten auch zukünftige Unruhen zwischen Glaubensgemeinden verursachen. So wurden sie nicht nur strikt überwacht, es gab auch Pläne zu eruieren, ob die Gemeinde nicht diskreditiert werden könnte.

Der Gouverneur gab Anweisung, die Ansprachen des Zweiten Kalifen mitzustenographieren, um festzustellen, ob er nicht in irgendeiner Weise des Predigens von Aufruhr angeklagt, vor Gericht gestellt und eingesperrt werden könnte.

Die politische Leitlinie der Bewegung im Ganzen war die vom Verheißenen Messias niedergelegte -garantierte eine Regierung die religiöse und politische Freiheit und erlaubte ihren Bürgern, in Frieden zu gedeihen, so war diese Regierung gut und sollte unterstützt werden. Aber dies hielt einzelne Ahmadis nicht davon ab, auf weitere politische Freiheiten zu drängen.

Die Gemeinde als solche ist eine unpolitische Organisation, aber jeder Ahmadi in jedwedem Land hat seine politischen Rechte und je nachdrücklicher man diese Rechte wahrnimmt, um so mehr kann man persönlich dadurch erreichen,

formulierte es Tahir einmal.

Die Begeisterung der Ahmadiyya Bewegung für einen Islamischen Staat und die halb-offizielle Gegnerschaft des Gouverneurs des Punjab gegen die Bewegung stehen in Widerspruch zu der von politischen Gegnern weitläufig verbreiteten Ansicht, Ahmadiyyat sei eine Erfindung und ein Schachzug des Vizekönigs gewesen – indem er die Muslime spalte, könne er sie umso leichter beherrschen.

Trotz der Zeitungsberichte in den Britischen Blättern über Mr. Jinnah auf der Tee-Party im Garten der Londoner Moschee zur Feier seines Aufbruchs nach Indien und ausführlicher Dokumentationen wird diese Anschuldigung noch immer vorgebracht. Es ist traurig, aber wahr: Man muss eine Sache nur oft genug wiederholen und viele Leute werden sie am Ende glauben.

Die tragischen und schrecklichen Konsequenzen religiösen Fanatismus während der Teilung Indiens 1947 sind wohlbekannt. Die Ahmadiyya Bewegung hob ihre eigene Miliz aus, um Leben und Besitz ihrer Leute zu schützen und marschierte, als die Teilung schließlich kam, geschlossen nach Pakistan.

1953 kam es im Punjab noch einmal zu Ausschreitungen gegenüber der Bewegung aus politischen Motiven, aber über die folgenden zwanzig Jahre gab es nur sehr vereinzelte und gelegentliche Übergriffe. Pakistan hatte viele internationale Probleme, und es gab zwei Grenzkriege mit Indien wegen Kaschmir, das trotz muslimischer Mehrheit von Indien mit Waffengewalt annektiert worden war.

In den ersten Jahren der Entwicklung der Pakistanischen nationalen Identität spielten etliche Ahmadis eine herausragende Rolle. Einige stiegen zu Armee-Generälen auf. Der erste Außenminister des Landes war Zafrulla Khan; sein erster Finanzminister war M.M.Ahmad. Einige wurden Botschafter, andere erfolgreiche Kaufleute.

Ian Adamson, Ein Mann Gottes – Das Lebens des Khalifatul-Masih IV, Verlag Der Islam, 2000, S.119-128