Sehr geehrte Damen und Herren,
in den vergangenen 96 Stunden wurden über 600 Menschen in Gaza durch die IDF getötet – allein am 3. Juli waren es laut Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem 130 Tote. Tag für Tag erreicht uns neues, erschütterndes Bildmaterial: ausgehungerte Kinder, zerstörte Wohnviertel, ganze Familien unter Trümmern. Es ist ein nicht endender Strom von Leid, Tod und Zerstörung und dennoch bleibt dieses Grauen in vielen deutschen Medien weitgehend unerwähnt.
Wie kann es sein, dass nach 20 Monaten Krieg noch immer die gleiche distanzierte Berichterstattung dominiert? Wie kann es sein, dass diese eklatanten Kriegsverbrechen kaum thematisiert oder gar kritisch eingeordnet werden? Was wir aktuell erleben, ist nicht nur eine humanitäre Katastrophe, es ist ein journalistisches Versagen.
Angesichts unserer historischen Verantwortung für das Völkerrecht und für die Wahrung von Menschenrechten darf diese Gleichgültigkeit nicht sein. Gerade in Deutschland – mit rund sechs Millionen Muslimen, allein in Berlin etwa 400.000, darunter die größte palästinensische Diaspora Europas – hinterlässt diese Ignoranz tiefe Spuren. Woche für Woche wird in Moscheen getrauert. Viele haben Angehörige verloren, erhalten Bilder und Videos von unvorstellbarem Leid. Und sie erleben gleichzeitig ein Schweigen, das ihnen vermittelt: Ihr Schmerz ist nicht relevant.
Diese Menschen beginnen, sich zunehmend entfremdet von einem Land zu fühlen, das für sich in Anspruch nimmt, demokratisch, gerecht und menschenrechtsbasiert zu sein. Doch ihre Realität wird kaum gesehen, geschweige denn anerkannt. Wenn Medien Kriegsverbrechen relativieren oder verschweigen, tragen sie zur Entmenschlichung von Palästinensern bei.
Der Satz der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, „Seid Menschen“, könnte in diesen Tagen kaum aktueller sein. Es geht nicht um politische Instrumentalisierung, nicht um Schuldzuweisungen. Es geht um Menschlichkeit. Um journalistische Verantwortung. Um das Sichtbarmachen von Leid, das real ist – hier und jetzt.
Wir fordern Sie daher auf: Thematisieren Sie das Leid in Gaza ehrlich, umfassend und mit der gleichen Empathie und Dringlichkeit, wie Sie es bei anderen humanitären Katastrophen tun würden. Hören Sie den Stimmen zu, die Tag für Tag versuchen, auf dieses unvergleichliche Leid aufmerksam zu machen.
Dieser Appell ist kein Vorwurf, sondern ein Ruf an das Gewissen.
Für Gespräche stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit Hoffnung auf Menschlichkeit.