Eine sich gleich zu Beginn stellende Frage ist, welchen Zweck die Ahmadiyya Bewegung angesichts einer solchen Vielzahl schon bestehender Religionen und Bewegungen erfüllen soll. Deshalb werde ich diese Frage zuerst behandeln. Jeder an irgendeine der offenbarten Religionen Glaubende muss auch glauben, dass Gott zu verschiedenen Zeiten verschiedene Propheten auf die Welt entsandt hat und dass keine Nation ohne einen Gesandten Gottes belassen wurde. Die geistige Evolution der Menschheit beruht vollkommen auf solche Personen, und ohne jene hätte es nichts als Dunkelheit auf der Welt gegeben. Im Heiligen Quran sagt Gott:

„Es gibt kein Volk, bei dem nicht früher schon ein Warner erschienen wäre.“

Historische Nachforschungen und archäologische Entdeckungen bestätigen uns in diesem Glauben, der eine große Rolle spielt bei der Förderung von Einigkeit unter den Nationen. Dafür ist dem Heiligen Quran zu danken, weil diese Wahrheit zuerst von ihm verkündet wurde. Wenn wir den Zweck zu entdecken versuchen, zu dem diese Propheten entsandt wurden, so werden wir feststellen, dass der Grund für ihr Erscheinen stets die geistige Verderbtheit der Menschheit und der Abbruch jeglicher direkten Beziehung zu Gott gewesen ist. Diese Propheten erscheinen stets wie schwere Regenwolken, die die Erde nach einer langen Dürreperiode erfrischen und erquicken. Sie sind sozusagen die vom Himmel entsandte Antwort Gottes auf jene, die weinend nach Ihm suchten. Sie sind wie das Horn, in das vom Jäger, der das Jagdwild entdeckt, geblasen wird, um seine verstreuten Gefährten zusammenzurufen. Von ihnen wird die Welt zur Wahrheit zurückgerufen und unter ihrer Führung setzt sie ihren Marsch zum wahren Ziel fort.

Wir glauben, dass diese Entsendung von Propheten auch in der Zukunft so fortfahren wird wie in der Vergangenheit, weil der Verstand es zurückweist, dass das Prophetentum beendet ist. Wenn die Menschheit fortfahren soll, Zeitalter geistiger Dunkelheit zu durchlaufen, Zeitalter, in denen sich die Menschen von ihrem Erschaffer entfernt haben, wenn Menschen von Zeit zu Zeit in ihrem Bemühen, die Verbindung zu ihrem Schöpfer wiederzuerlangen, vom rechten Weg abirren und in der totalen Dunkelheit des Zweifels und der Verzweiflung herumtappen, wenn sie ihre Suche nach dem Licht in solchen Zeitaltern und Zeiten fortsetzen sollen, kann man nicht glauben, dass göttliche Fackelträger und Führer zu erscheinen aufhören, denn es stimmt mit der Rahmaniyyat, der Barmherzigkeit Gottes, nicht überein, dass Er das Böse gestattet und kein Heilmittel dagegen liefert, die Sehnsucht erschafft, die Mittel, um sie zu stillen, jedoch der Menschheit entzieht. Dies zu glauben, würde eine Beleidigung des Urquells der Barmherzigkeit und des Mitgefühls darstellen und geistige Blindheit offenbaren.

Wir glauben, dass die Welt heutzutage unbedingt eines Führers und Lehrers bedarf, der den Weg zu Gott weist und aus Zweifeln und Befürchtungen zu Glauben und Gewissheit führt. Wenn die Menschheit je eines Propheten bedurfte, dann heute, denn Religionen sind bar jeden Geistes zu leeren Floskeln verkommen, so, als wären sie tot.

Aus dem Buch: Ahmadiyyat – Der wahre Islam
Quelle: https://ahmadiyya.de/fileadmin/user_upload/bibliothek/hadhrat_mirza_bashir_ud-din_mahmud_ahmad-ahmadiyyat-der_wahre_islam.pdf