Seit mehr als zwei Jahrzehnten appelliere ich an Regierungen, Politiker und alle Menschen, ihren Beitrag zum sozialen Zusammenhalt unserer jeweiligen Gesellschaften und zum generellen Frieden und Harmonie in der Welt zu leisten. Ich habe mich dazu geäußert, wie wir allen Formen des Krieges ein Ende setzen können, seien es Konflikte, die fälschlicherweise im Namen der Religion geführt werden, oder offenkundig geopolitische Konflikte. Ich habe nicht nur von der dringenden Notwendigkeit gesprochen, Kriege zwischen den Ländern zu beenden, sondern auch die Frustrationen anzugehen, die auf lokaler Ebene innerhalb der Gemeinschaften bestehen, und Frieden in den Ländern anzustreben, in denen es zu Bürgerkriegen oder internen Streitigkeiten kommt. Gewiss, die Geschichte lehrt uns, dass sich interne Konflikte oft zu regionalen Kriegen ausweiten können. Diese werden häufig durch die Einmischung und den Einfluss externer Mächte angeheizt, die Instabilität und Spaltung in anderen Ländern bewusst fördern, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen.
In den letzten Jahrzehnten haben wir die verheerenden Folgen einer solchen Einmischung in Ländern wie Kuwait, Irak, Syrien und Sudan erlebt. Vor allem habe ich immer wieder davor gewarnt, dass die ungerechte Politik der Großmächte und die ungerechten politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Systeme, die in weiten Teilen der Welt vorherrschen, eine zunehmende Welle der Ungleichheit auslösen, die wiederum die globale Instabilität und Unsicherheit verstärkt.
Im Laufe der Jahre haben mir Politiker, Intellektuelle und Bürger immer wieder zugestimmt, wenn ich sagte, dass wir uns um Frieden bemühen müssen. Viele haben jedoch auch direkt oder indirekt ihre Meinung geäußert, dass ich falsch liege, wenn ich glaube, dass die bestehenden Konflikte möglicherweise zu einem globalen Krieg eskalieren und sogar den Einsatz von Atomwaffen auslösen könnten. Viele hielten dies für unnötig pessimistisch. Lange Zeit waren selbst diejenigen, die sich intensiv mit dem Weltgeschehen befassen, wie Politiker, außenpolitische Journalisten oder Analysten, nicht meiner Meinung, entweder aufgrund ihres Idealismus und ihres Wunsches, die Welt durch eine rosarote Brille zu betrachten, oder vielleicht aufgrund ihrer Unfähigkeit, Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Sie schienen die immer größer werdenden Risse zu ignorieren, die sich in den letzten Jahrzehnten in den internationalen Beziehungen aufgetan haben. Vielleicht wollten sie einfach nicht wahrhaben, was ihnen ins Gesicht geschrieben stand. Wie man so schön sagt, ist Unwissenheit ein Segen.
Doch heute, da hier in Europa, im Nahen Osten und anderswo Kriege toben, schlagen viele der gleichen Leute Alarm und warnen vor einem globalen Krieg, in dem Atomwaffen eingesetzt werden könnten, um unvorstellbare Verwüstung in der Welt anzurichten. Trotz dieser Erkenntnis scheinen viele immer noch nicht bereit zu sein, darüber nachzudenken, was getan werden muss, um diese Konflikte zu beenden, und zögern weiterhin, die echten Stimmen für den Frieden zu hören, die es in der Welt gibt.
Angesichts dessen fragte ich mich, als ich über die heutige Veranstaltung nachdachte, ob es überhaupt einen Sinn hat, dass wir uns wieder hier versammeln. Welchen Nutzen hätten wir davon, über Frieden und Gerechtigkeit zu sprechen, wenn diejenigen, die die Macht und die Möglichkeiten haben, den Wandel herbeizuführen, entschlossen sind, uns nicht zuzuhören? Die bittere Realität ist, dass selbst die Institutionen, die mit dem vorrangigen Ziel gegründet wurden, den Frieden und die Sicherheit in der Welt zu gewährleisten, zunehmend an Bedeutung verlieren.

Die lähmenden Auswirkungen des Vetorechts in den Vereinten Nationen
So sind beispielsweise die Vereinten Nationen zu einem schwachen und nahezu machtlosen Gremium geworden, in dem einige wenige dominante Staaten die gesamte Macht ausüben und sich leicht über die Ansichten der Mehrheit hinwegsetzen können. Statt Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten und Tatsachen zu treffen, haben die Länder Allianzen gebildet und stimmen nach ihren Eigeninteressen ab. Wichtige Entscheidungen werden letztlich von einigen wenigen privilegierten Staaten getroffen, die über die Vetomacht verfügen. Anstatt sich der Förderung von Frieden und Gerechtigkeit zu widmen, setzen sie ihr Veto wie einen Trumpf ein, wann immer ihre engstirnigen Interessen bedroht sind, ohne Rücksicht darauf, ob ihre Entscheidung den Frieden und den Wohlstand anderer Länder zerstört und zu Tod und Zerstörung zahlreicher unschuldiger Menschen führt. Daher sollte man sich darüber im Klaren sein, dass dort, wo ein Vetorecht existiert, die Waage der Gerechtigkeit niemals im Gleichgewicht sein kann.

Dennoch bin ich trotz dieser Vorbehalte zu dem Schluss gekommen, dass ich diese Gelegenheit nutzen muss, um zu sprechen, denn der Islam lehrt die Muslime, in ihrem Streben nach Frieden niemals zu wanken. Er lehrt uns, die Wahrheit zu sagen, damit ein Gläubiger, wenn er vor Allah, dem Allmächtigen, zur Rechenschaft gezogen wird, wahrheitsgemäß sagen kann, er habe sein Möglichstes getan, um Seine Schöpfung vor der Zerstörung zu bewahren.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat setzt sich für Frieden und Gerechtigkeit ein
Des Weiteren hat der Heilige Prophet SAW des Islam erklärt, dass die größte Form des Dschihad – ein Begriff, der immer wieder missverstanden und falsch dargestellt wird – darin besteht, wahrheitsgemäß und mutig vor seinen Führern zu sprechen, insbesondere vor denen, die hartherzig, ungerecht und grausam sind.

Gewiss, wenn schwächere Länder oder Einzelpersonen wie ich, die keine politische Zugehörigkeit haben, versuchen, ihre Stimme zu erheben, wird dies kaum begrüßt, und diejenigen, die dies tun, müssen mit Schwierigkeiten rechnen oder riskieren Sanktionen.
Trotzdem wird die Ahmadiya Muslim Jamaat auf der Grundlage der Lehren des Islam weiterhin und stets entschlossen für den Frieden eintreten und die Rechte derjenigen verteidigen, die machtlos und Opfer von Ungerechtigkeit sind. Wir werden uns, so Gott will, ständig bemühen, alle uns zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um auf diejenigen einzuwirken, die in unserer Reichweite sind, seien es Politiker, Entscheidungsträger, Intellektuelle und andere, um Frieden in der Welt zu schaffen. Einige von Ihnen wissen vielleicht, welche Anstrengungen unsere Gemeinde unternimmt, um den Frieden zu fördern und das Leid derjenigen zu lindern, die in schwerer körperlicher oder seelischer Bedrängnis sind.

Alle Weltreligionen fördern den Frieden
Nun möchte ich nach diesen einleitenden Worten meine Gedanken zur Schaffung von Frieden in der Welt darlegen. Was die Religion betrifft, so hat keiner der Begründer der großen Religionen, weder der Prophet Jesus, der Prophet Moses oder irgendein anderer Prophet Gottes, noch der Begründer des Islam, der Heilige Prophet MuhammadSAW, jemals ihren Anhängern gelehrt, den Frieden der Gesellschaft zu missachten und zu Unrecht oder Gewalttätigkeit zu greifen. Es stimmt zwar, dass sie unter bestimmten extremen Umständen die Anwendung von begrenzter Gewalt erlaubten, doch geschah dies stets mit dem Ziel, Kriege und Unterdrückung zu beenden.

Was den Islam betrifft, so bedeutet er wörtlich Frieden, und jeder Aspekt seiner Lehren spiegelt diesen Namen wider. So befiehlt Allah, der Allmächtige, in Kapitel 42, Vers 41 des Heiligen Qur’an, dass eine Person oder eine Nation, der Unrecht zugefügt wurde, niemals unverhältnismäßig reagieren oder auf Rache aus sein darf. Außerdem sagt Allah, dass es besser ist, zu vergeben, wenn es zur Besserung führen kann. In Kapitel 49, Vers 10 des Heiligen Qur’an heißt es, dass, wenn sich zwei Nationen im Krieg befinden, neutrale Parteien zwischen ihnen schlichten und sich bemühen sollen, Frieden auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Gleichheit zu schaffen. Wenn eine Partei nach der Versöhnung gegen die Bedingungen der Vereinbarung verstößt und erneut zum Krieg greift, sollen sich die anderen Nationen gewaltsam gegen den Aggressor vereinigen, bis dieser sein aggressives Verhalten einstellt. Sobald der Aggressor sein aggressives Verhalten einstellt, müssen auch die anderen Staaten ihre Gewaltanwendung einstellen.

Nachhaltiger Frieden wird durch Gerechtigkeit gestützt
Das Ziel sollte immer sein, einen dauerhaften Frieden zu schaffen, der durch Gerechtigkeit gestützt wird. Es darf nicht sein, dass ein Dritter die Verwundbarkeit der Kriegsparteien ausnutzt, indem er deren Rechte zu seinem eigenen Vorteil an sich reißt. Wenn dieser Grundsatz bei den Vereinten Nationen und anderen relevanten Gremien beachtet würde, könnten Konflikte viel einvernehmlicher und zügiger gelöst werden. Ein echter Frieden wird sich jedoch als unmöglich erweisen, solange Länder, entweder direkt oder über ihre mächtigen Verbündeten, ein Vetorecht ausüben können. Bedauerlicherweise scheint das Schicksal der Vereinten Nationen aufgrund ihres inhärenten Mangels an Gerechtigkeit dem ihres gescheiterten Vorgängers, des Völkerbundes, zu gleichen. Und wenn das System des Völkerrechts, so schwach es auch sein mag, völlig zusammenbricht, sind die daraus resultierende Anarchie und Zerstörung unvorstellbar.

Es gibt zwar unzählige Konflikte in der Welt, aber die dringlichsten und gefährlichsten sind derzeit der Konflikt zwischen Israel und der Hamas sowie der laufende Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Manche Menschen mögen glauben oder darauf gebracht worden sein, dass der Konflikt zwischen Israel und Palästina ein Religionskrieg sei. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um einen geopolitischen und territorialen Konflikt. Was den Krieg in der Ukraine betrifft, so handelt es sich ganz offensichtlich um einen geopolitischen Krieg, der aus territorialen Gründen geführt wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass es nur einen Weg gibt, diese Kriege zu beenden: indem man sicherstellt, dass die Gerechtigkeit obsiegt und dass die getroffenen Vereinbarungen auf Gerechtigkeit basieren und nicht darauf, was den Interessen anderer Mächte besser dient. Andernfalls haben die Vereinten Nationen und das Völkerrecht keinen Nutzen, und die einzige Regel, die Gewicht haben wird, ist die, dass Macht über Recht steht.
Was den Ukraine-Krieg betrifft, so verfügt Russland im UN-Sicherheitsrat über ein Vetorecht, während die Ukraine aufgrund ihres Bündnisses mit den westlichen Staaten, die ständige Mitglieder des Sicherheitsrats sind, ebenfalls ein Vetorecht hat. Wie kann eine Einigung erzielt werden, wenn beide Seiten effektiv ein Veto einlegen können? Warum sollte sich eine der Parteien auch nur einen Zentimeter bewegen, wenn sie weiß, dass sie gegen jede Vereinbarung, die nicht ganz zu ihren Gunsten ausfällt, ein Veto einlegen kann?
Im Fall des Gazastreifens haben sowohl Israel als auch die Palästinenser ihre Unterstützer, aber seit dem Ausbruch des Krieges vor einigen Monaten wurde das Vetorecht nur zugunsten Israels genutzt. So stimmten im Februar 13 von 15 Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats für einen sofortigen Waffenstillstand in Gaza, aber die Vereinigten Staaten machten von ihrem Vetorecht Gebrauch und die Resolution wurde abgelehnt. Wie kann Frieden geschaffen werden, wenn die Mehrheitsmeinung so leicht verworfen wird? Das ist keine Gerechtigkeit, sondern eine Absage an Demokratie und den Grundsatz der Gleichheit.

Die islamischen Lehren betonen höchste Gerechtigkeit
Im Gegensatz zu diesen von Menschen gemachten Gesetzen betonen die islamischen Lehren die Gerechtigkeit so stark, dass es im Heiligen Qur’an, Kapitel 5, Vers 9 heißt, dass die Feindschaft einer Nation oder eines Volkes niemals dazu führen darf, vom Weg der Gerechtigkeit und Fairness abzuweichen. Eine solche Integrität zu zeigen, ist der Rechtschaffenheit näher. Selbst nichtreligiöse Menschen werden sicherlich die Weisheit und den Nutzen erkennen, die sich aus der Anwendung dieses herausragenden Standards der Gerechtigkeit ergeben
Gleichzeitig fragen Sie sich vielleicht, wenn die Lehren des Islam so sind, wie ich sie beschreibe, warum dann oft behauptet wird, der Islam sei eine extremistische Religion? In der Tat ist diese Debatte in den letzten Tagen durch aufhetzerische und fehlgeleitete Äußerungen einiger Politiker wieder an die Oberfläche gekommen. In dieser Hinsicht sollte unmissverständlich klar sein, dass die Kriege und Schlachten, die der Heilige Prophet MuhammadSAW und seine rechtgeleiteten Nachfolger führten, ausschließlich der Verteidigung dienten. Der Heilige Qur’an erlaubte den Muslimen nur als letzten Ausweg, sich zu wehren, nachdem sie von den Islamgegnern erbarmungslos angegriffen worden waren und jahrelang Opfer anhaltender Verfolgung wurden. Diese Erlaubnis ist in Kapitel 22, Vers 40 des Heiligen Qur’an verankert, wo es heißt, dass diejenigen, denen ein Krieg zu Unrecht aufgezwungen wird, das Recht haben, sich zu verteidigen, weil ihnen Unrecht geschehen ist und sie Opfer von Unterdrückung und Verfolgung geworden sind.
Darüber hinaus stellt der Heilige Qur’an klar, dass die Erlaubnis, sich zu verteidigen, nicht nur zur Verteidigung des Islam erteilt wurde, sondern zur Verteidigung aller Religionen und zur Verankerung der Grundsätze der Gewissens- und Glaubensfreiheit. So erklärt Allah, der Allmächtige, in dem folgenden Vers, dass wenn Er die Übertreter nicht durch andere aufhalten würde, Kirchen, Synagogen, Tempel, Moscheen und alle anderen Orte der Anbetung, an denen der Name Gottes oft rezitiert wird, zerstört würden. Daher wird den Muslimen befohlen, alle Religionen und Gebetsstätten zu verteidigen und zu schützen, anstatt ihnen irgendeinen Schaden zuzufügen.

Die islamische Kriegsethik als Lehre für die moderne Welt
Darüber hinaus galten für die muslimischen Armeen überall dort, wo die Voraussetzungen für Verteidigungskriege erfüllt waren, strenge Einsatzvorschriften, die der Heilige ProphetSAW des Islam aufgestellt hatte. Erstens erklärte er, dass Kriege niemals geführt werden dürfen, um persönliche oder eigennützige Interessen zu erfüllen, Ländereien zu erobern oder die Vorherrschaft über andere zu erlangen. Vielmehr ist es den Muslimen nur erlaubt zu kämpfen, wenn gegen sie Krieg geführt wird. Im Falle eines Krieges sollten sich andere Länder zusammenschließen, um den Aggressor zu stoppen. Sobald der Angreifer keine Gewalt mehr anwendet, sollten die anderen Länder den Krieg sofort beenden und versuchen, einen dauerhaften Frieden zu schaffen. Darüber hinaus hat der Heilige Prophet MuhammadSAW strikt verboten, Zivilisten anzugreifen, was in den Kriegen der modernen Welt nur allzu häufig vorkommt. Außerdem wies er die Muslime an, dafür zu sorgen, dass das Ausmaß des Krieges so begrenzt wie möglich bleibt. Jede Form der Eskalation oder Ausweitung des Krieges, sowohl in Bezug auf das Gebiet als auch auf die Mittel, sollte vermieden werden.

Der Islam lehrt auch, dass es nicht erlaubt ist, die Heiligkeit eines Gotteshauses zu verletzen, indem man in ihm oder auch nur in seiner Nähe kämpft, es sei denn, der Gegner nutzt eine Gebetsstätte als militärische Basis. Es ist strengstens verboten, die Gebetsstätten des Gegners niederzureißen oder zu entweihen. Darüber hinaus verbot der Heilige Prophet MuhammadSAW die früher übliche Praxis, die Körper feindlicher Soldaten zu verstümmeln, und wies an, dass ihre Körper mit Behutsamkeit und Respekt zu behandeln seien. Er lehrte auch, dass in der Kriegsführung keine Form der Täuschung erlaubt ist. Wie bereits erwähnt, durften Frauen, Kinder, ältere Menschen und andere unschuldige Zivilisten niemals angegriffen werden. Auch Priester, Rabbiner oder andere religiöse Führer durften nicht verletzt oder an der Ausübung ihrer religiösen Pflichten gehindert werden.

Der Heilige Prophet SAW des Islam verbot den muslimischen Soldaten auch, während eines Krieges die Bevölkerung in irgendeiner Form in Angst und Schrecken zu versetzen. In der Tat sollten alle Unbeteiligten und Zivilisten freundlich behandelt werden, und es durfte ihnen kein Unrecht zugefügt werden. Darüber hinaus wies er an, dass muslimische Armeen keine Stützpunkte oder Lager in Städten oder Gegenden errichten sollten, in denen sie die Zivilbevölkerung in Angst und Schrecken versetzen könnten. Er wies darauf hin, dass die Soldaten ihren Gegnern während der Schlacht nicht ins Gesicht schlagen und ihnen so wenig wie möglich Schaden und Kummer zufügen sollten. Wenn Kriegsgefangene gefangen genommen würden, dürften sie nicht von ihren Angehörigen getrennt werden, falls diese ebenfalls inhaftiert würden. Außerdem sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um den Kriegsgefangenen ein angenehmes Leben zu ermöglichen, und zwar in dem Maße, dass ihr Komfort und ihre Bedürfnisse Vorrang vor denen des Gefangenenaufsehers haben sollten. Wenn sich ein Muslim irgendeiner Form von Grausamkeit oder Härte gegenüber einem Kriegsgefangenen schuldig machte, musste er ihn sofort zur Wiedergutmachung freilassen.
Eine weitere Anweisung des Heiligen Propheten MuhammadSAW lautete, dass Vertreter oder Abgesandte anderer Nationen mit großem Respekt behandelt werden sollten. Jegliche Fehler oder Unhöflichkeiten seitens dieser Vertreter sollten im Interesse des Friedens und der Harmonie ignoriert werden.

Dies sind die grundlegenden islamischen Kriegsregeln, und der Heilige ProphetSAW sagte, dass ein Muslim, der gegen diese Prinzipien verstößt, nicht für Gerechtigkeit kämpft, sondern Grausamkeiten und Eigennutz fördert. Zweifellos muss sich jedes muslimische Land und jede Regierung an diese islamischen Lehren halten. Von der Religion einmal abgesehen, glaube ich auch, wenn nicht-muslimische Länder diese Prinzipien übernehmen würden, dann selbst wenn es zu Kriegen käme, diese nicht zu solch tief verwurzelten Feindschaften führen würden, die von Generation zu Generation bestehen bleiben. Alle an Kriegen beteiligten Länder, seien es westliche Nationen, oder solche, die Feindseligkeit gegenüber der islamischen Welt hegen, oder muslimische Länder, sollten daher erkennen, dass Frieden nur dann geschaffen werden kann, wenn sie nach diesen Grundsätzen der Kriegsethik und Konfliktlösung handeln. Andernfalls stehen wir am Rand eines katastrophalen globalen Weltkriegs, der zweifellos zu einem Ausmaß an Zerstörung und Massakern führen wird, das unsere Vorstellungskraft weit übersteigt.

Die Einsicht der westlichen Akademiker
Wie ich bereits sagte, kommen inzwischen viele Menschen zu demselben Schluss. So schreibt zum Beispiel Professor Jeffrey Sachs, ein hoch angesehener Wirtschaftswissenschaftler von der Columbia University: »Die Welt steht am Rande einer nuklearen Katastrophe, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil die westlichen politischen Führer es versäumt haben, die Ursachen der eskalierenden globalen Konflikte offen zu benennen.« Er fährt fort: »Das unerbittliche westliche Narrativ, dass der Westen gut sei, während Russland und China böse seien, ist einfältig und außerordentlich gefährlich. Es ist ein Versuch, die öffentliche Meinung zu manipulieren, anstatt sich mit der sehr realen und dringenden Diplomatie zu befassen.« Professor Sachs fährt fort: »In dieser Zeit extremer Gefahr sollten die europäischen Staats- und Regierungschefs vor allem die wahre Quelle der europäischen Sicherheit anstreben, nicht die Hegemonie der USA, sondern europäische Sicherheitsvereinbarungen, die die legitimen Sicherheitsinteressen aller europäischen Nationen respektieren, sicherlich einschließlich der Ukraine, aber auch einschließlich Russlands, das sich weiterhin gegen die NATO-Erweiterung zum Schwarzen Meer wehrt. In dieser Phase ist Diplomatie, nicht militärische Eskalation, der wahre Weg zu europäischer und globaler Sicherheit.«[1]

Darüber hinaus wurde viel über den anhaltenden Krieg zwischen Israel und der Hamas sowie über die ernste humanitäre Lage im Gazastreifen geschrieben oder gesprochen, die sich von Tag zu Tag verschlechtert. So hat beispielsweise der US-Senator Bernie Sanders, der selbst Jude ist, kürzlich in einem Interview das Vorgehen der israelischen Regierung scharf verurteilt. Er sagte: »Was Netanjahu und seine rechtsgerichtete Regierung den Menschen in Palästina, in Gaza, antun, ist unbeschreiblich und unaussprechlich. Ich meine, wir haben es hier mit 25 bis 26000 Menschen zu tun, die bereits getötet wurden.« Das war die Zahl, als er befragt wurde. Jetzt ist diese Zahl noch höher. »Zwei Drittel davon sind Frauen und Kinder, 65000 Menschen wurden verwundet. 70 % der Wohnhäuser in Gaza sind beschädigt oder zerstört. Wir haben es mit 1,8 Millionen Menschen zu tun, die aus ihren Häusern vertrieben wurden. Gott weiß, wohin sie gehen.« Senator Sanders sagt weiter: »Derzeit, und ich hoffe, dass dies jeder hört, sind hunderttausende von Kindern vom Hungertod bedroht und wir in den Vereinigten Staaten sind durch unsere finanzielle Unterstützung Israels mitschuldig an dem, was geschieht. Ich will auf keinen Fall einen weiteren Nickel an die Netanjahu-Regierung geben, damit dieser Krieg gegen das palästinensische Volk weitergeht.«[2]

Auf die Frage, ob und wie eine Einigung im Nahen Osten erreicht werden könnte, sagte Senator Sanders: »Die Geschichte der Region ist schrecklich. Sie handelt vom Holocaust, von sechs Millionen Juden, sie handelt von der Vertreibung Hunderttausender Palästinenser aus ihrer Heimat, aber am Ende des Tages hat das palästinensische Volk ein Recht auf eine eigene Heimat, also sprechen wir über eine Zwei-Staaten-Lösung.«

Neben den beiden von mir zitierten Personen kommen nun auch viele andere Kommentatoren zu demselben Schluss über den kritischen Zustand der Welt, vor dem ich schon lange gewarnt habe. Das bereitet mir keine Genugtuung. Im Gegenteil: Ich hoffe und bete von ganzem Herzen, dass die Welt zur Vernunft kommt und den Grausamkeiten und Kriegen, die sich in der Welt ereignen, ein Ende setzt, bevor es zu spät ist. Meines Erachtens sollte es einen vollständigen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas oder Palästina und auch im Krieg zwischen Russland und der Ukraine geben. Danach sollten sich alle Mitglieder der internationalen Gemeinschaft darauf konzentrieren, die Hilfsmaßnahmen für diejenigen, die dringend Hilfe benötigen, zu verstärken, anstatt ihre jeweiligen Verbündeten zu weiteren Kriegshandlungen anzustacheln, und sich darauf konzentrieren, eine dauerhafte und friedliche Lösung herbeizuführen. Wenn wir stattdessen tatenlos zusehen, wie diese Kriege weiter eskalieren, werden zahllose weitere unschuldige Menschen ihr Leben lassen, und die Geschichte wird uns sicherlich mit Verachtung als Urheber unserer eigenen Zerstörung und unseres eigenen Elends verurteilen.

Zukunftssicherung unserer Generationen
Wenn wir also unsere künftigen Generationen davor bewahren wollen, mit den schädlichen Auswirkungen von Strahlung durch Atomkriege geboren zu werden, wenn wir sie vor Entbehrungen und Verzweiflung bewahren wollen, und wenn wir uns selbst vor ihren Flüchen und Klagen bewahren wollen, müssen wir dringend und weise handeln.

Die politischen Führer und diejenigen, die Beziehungen zu politischen Entscheidungsträgern haben, müssen langfristig sehen, was im besten Interesse der Menschheit ist, anstatt sich von dem egoistischen Wunsch blenden zu lassen, ihre Überlegenheit über andere zu behaupten. Wir müssen uns alle zusammentun und nationale, politische und andere eigennützige Interessen zum Wohle der Menschheit zurückstellen, um sicherzustellen, dass wir unseren künftigen Generationen eine Welt in Wohlstand hinterlassen. Es ist das Gebot der Stunde, dass wir all unsere Energien und Bemühungen darauf konzentrieren, echten Frieden zu schaffen, damit wir in einer Welt der Hoffnung und des Wohlstands leben können und nicht in einer Welt, die von Ungleichheit, Hass und Blutvergießen geprägt ist.

Mit diesen Worten danke ich allen unseren Gästen aufrichtig dafür, dass sie heute Abend zu uns gekommen sind und meinen Ausführungen zugehört haben. Ich entschuldige mich dafür, dass ich so lange gesprochen habe, aber angesichts der prekären Weltlage hielt ich dies für notwendig. Vielen Dank, und ich möchte Ihnen allen noch einmal meine aufrichtige Wertschätzung aussprechen. Ich danke Ihnen vielmals.«